Dienstag, September 18, 2012

Schimmel- und Feuchtigkeitsschäden in der Wohnung

14% der Bevölkerung Deutschlands mit Feuchtigkeitsschäden in der Wohnung

14% der Bevölkerung Deutschlands lebten im Jahr 2008 nach eigener Einschätzung in Wohnungen oder Häusern mit Feuchtigkeitsschäden. Dazu zählen undichte Dächer, feuchte Wände und Fundamente sowie Fäulnis in Fensterrahmen und Fußböden. Dieses Ergebnis wurde aus der Erhebung EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) 2008 ermittelt.

EU-weit war der Anteil mit knapp 17% noch höher als in Deutschland. Besonders häufig war ein feuchtes Zuhause in Teilen Osteuropas anzutreffen: So war nahezu jede/r Dritte in Ungarn (30,8%), Bulgarien (30,4%) und Slowenien (30,2%) betroffen. Im Gegensatz dazu waren die Quoten in Malta (6,8%) und in den skandinavischen Ländern Finnland (4,4%), Schweden (8,0%) und Dänemark (8,7%) die niedrigsten in der gesamten EU.

Ergebnisse aus EU-SILC (in Deutschland unter der Bezeichnung LEBEN IN EUROPA) sowie methodische Erläuterungen und Publikationen sind auch über die Themenseite des Statistischen Bundesamtes erhältlich.

Quelle: Statistisches Bundesamt
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  Ralf Holtrup, Sachverständiger, Tel. 02581-784635, info@baubiologie-holtrup.de

Dienstag, September 11, 2012

Krank durch Nanopartikel? Sie dringen auch ins Gehirn vor

Nanopartikel dringen auch ins Gehirn vor

Synthetische Nanopartikel können Gewebe und Zellen durchdringen und sich im ganzen Körper ausbreiten – sogar im Gehirn. Professor Peter Gehr von der Universität Bern – ein international renommierter Gewebespezialist – ist erstaunt darüber, dass man die möglichen Gesundheitsrisiken ausserhalb der Wissenschaft und Verwaltung kaum zur Kenntnis nimmt.
Interview: Kaspar Meuli
Peter Gehr
Peter Gehr ist Professor für Histologie – die Lehre von den Geweben – und Anatomie an der Universität Bern. Er hat sich als Forscher international einen Namen gemacht, so unter anderem mit seinen Arbeiten zum Verhalten von Nanopartikeln in der Lunge und zur Interaktion mit Zellen. Peter Gehr leitet das Nationale Forschungsprogramm NFP 64 zu «Chancen und Risiken von Nanomaterialien» des Schweizerischen Nationalfonds. Die Arbeiten dazu werden im Dezember 2010 anlaufen.
© Stefan Bohrer
Macht sich die Schweizer Bevölkerung Sorgen um die gesundheitlichen Auswirkungen von Nanopartikeln?

Peter Gehr: Nein, denn entweder haben die Leute gar keine Ahnung, worum es dabei geht, oder sie sehen kein Problem darin. Die möglichen Gefahren sind auch in der Politik kaum ein Thema.

Weshalb diese Unbekümmertheit?

Die Nanotechnologie und mit entsprechenden Verfahren hergestellte Nanopartikel faszinieren und haben auch bereits positive Anwendungen wie zum Beispiel neue Werkstoffe hervorgebracht. So lassen sich etwa mit Nanoröhrchen aus Kohlenstoff sehr robuste und extrem leichte Materialien herstellen. Damit wiegt ein Velorahmen einige Kilo weniger.

Andererseits gibt es auch alarmierende Meldungen, so etwa über chinesische Arbeiterinnen, die wegen hoher Konzentrationen von Nanopartikeln am Arbeitsplatz an schweren Lungenbeschwerden leiden sollen.

Inzwischen hat sich gezeigt, dass die entsprechende Studie schwerwiegende Mängel aufweist. Als die Medien das Thema im Dezember 2009 aufgriffen, dachte ich allerdings, nun würde die Stimmung kippen. Ich ging davon aus, dass wir Nanoforscher uns rechtfertigen müssen, weil sich die Leute ernsthafte Sorgen machen. Doch die Zeitungsartikel lösten keine grössere Debatte aus, und das Thema war innert Tagen versandet. Die Leute reagieren im Moment einfach nicht auf die allenfalls bedenklichen Seiten der künstlichen Nanopartikel.

Halten Sie denn als Forscher zu stark mit Ihren Bedenken zurück?

Nein, im Gegenteil. Ich erkläre überall, wo die Gefahr liegt – in Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern, bei öffentlichen Vorträgen und an Podiumsdiskussionen: Wenn Nanopartikel nicht fest in irgendeinem Material eingebunden sind, besteht ein Risiko, dass wir sie einatmen. Dann können sie über die Lunge ins Blut gelangen und sich im ganzen Organismus verteilen. Noch wissen wir nicht, welche Folgen das für die Gesundheit hat. Aber allein die Tatsache, dass Partikel in unseren Körper eindringen, ist problematisch. Ausserhalb der Wissenschaft und Verwaltung wird dies jedoch offenbar kaum zur Kenntnis genommen.

Laien sind wohl auch durch die widersprüchliche Beurteilung der Chancen und Risiken dieser Technologie verunsichert.

Seit gut einem Jahr bin auch ich enorm verunsichert. In Tierversuchen lässt sich nachweisen, dass Nanopartikel Gewebe und Zellen durchdringen und sich via Blut im ganzen Körper ausbreiten können – sogar im Hirn. Allerdings wissen wir noch nicht, wie dies genau geschieht. Unter Forschern wird seit Kurzem darüber gesprochen, dass Nanopartikel, die mit unserem Organismus in Kontakt kommen, von einer Proteinschicht überzogen werden. Das geschieht spätestens dann, wenn sie auf den oberflächenaktiven Film gelangen, der die ganze innere Lungenoberfläche überzieht. Über dieses sogenannte Coating der Partikel wissen wir noch sehr wenig. So ist unklar, wie es genau vor sich geht, ob der Proteinmantel beim Eindringen in die Zellen verändert wird und welche Bedeutung dies für das Funktionieren der Zellen hat. Hier liegt für mich die grösste Unsicherheit bezüglich der gesundheitlichen Risiken beim Umgang mit Nanopartikeln.
rote Blutzellen
Nanopartikel können Gewebe und Zellen durchdringen und sich via Blut im ganzen Körper ausbreiten. Die mit dem Rasterlasermikroskop am Institut für Anatomie der Universität Bern realisierte Grossaufnahme von roten Blutzellen zeigt grüne Nanopartikel, welche in diese Zellen eingedrungen sind.
© Barbara Rothen-Rutishauser, Institut d’anatomie de l’Université de Berne
 
Was sagen Sie zu Studien, die nahelegen, Nanoröhrchen aus Kohlenstoff seien so gefährlich wie Asbest?

Von Asbestfasern ist bekannt, dass sie an der äusseren Lungenoberfläche zu krebsartigen Veränderungen führen können. Es gab nun Tierversuche mit synthetischen Kohlenstoffröhrchen, die von ihren Dimensionen her ähnlich strukturiert sind. Bei Experimenten in der Bauchhöhle von Mäusen kam es durch die eingeführten Partikel tatsächlich zu geschwulstartigen Vergrösserungen, die als Krebsvorläufer gelten. Hingegen bewirkten Kohlenstoffröhrchen, deren Form und Grösse nicht mit Asbestfasern zu vergleichen sind, keine solchen Veränderungen.

Ist dieses Ergebnis beruhigend oder besteht Anlass zur Sorge?

Ich habe gegenüber Nanoröhrchen aus Kohlenstoff grundsätzliche Bedenken – und zwar unabhängig von ihrer Form. Die Vorstellung, nano- oder mikrometergrosse Röhrchen einatmen zu müssen, macht mir Angst. Von solchen Szenarien sind wir übrigens gar nicht so weit entfernt. An einem Nanotechnologie-Kongress in Japan hat man kürzlich Pneus vorgestellt, denen Nanoröhrchen aus Kohlenstoff eine erhöhte Widerstandsfähigkeit verleihen sollen. Angenommen, alle Autos wären mit solchen Reifen unterwegs, hätten wir tatsächlich ein Problem. Der Gummi und die darin eingeschlossenen Nanopartikel werden abgerieben, verwittern und die Kohlenstoffröhrchen gelangen in die Luft. So unrealistisch ist diese Vorstellung nicht.

Bereits heute ist unsere Atemluft ja mit Feinstaub belastet. Wirken sich diese Partikel anders auf unsere Gesundheit aus als industriell hergestellte Nanopartikel?

Nein, denn das Hauptproblem beim Eindringen von festen Partikeln in unseren Organismus ist ihre Grösse. Sie ist viel wichtiger als die Form oder Art des Materials, aus dem sie hergestellt sind, wie wir an unserem Institut nachweisen konnten. Sogenannte PM10-Partikel, die viele Nanoteilchen enthalten, unterliegen beim Einatmen alle demselben physikalischen Mechanismus. Sie werden benetzt und dann in die Tiefe gegen das Lungengewebe verschoben.

Ist Feinstaub diesbezüglich also gleich gefährlich wie künstliche Nanopartikel?

Das ist praktisch dasselbe!

Wie problematisch ist der Nachweis von Nanopartikeln im Gehirn?

Wir konnten in meinem Labor mithilfe von modernsten Mikroskopen zeigen, dass Nanopartikel in der Lunge die Luft-Blut-Schranke überwinden. Analog dazu können sie über die Blut-Hirn-Schranke auch ins Gehirngewebe gelangen, wie Forscherkollegen in Tierversuchen anhand von radioaktiven Substanzen nachgewiesen haben. Es handelt sich dabei zwar um verschwindend kleine Mengen, aber das sind doch Abertausende von Nanopartikeln, die auf diesem Weg ins Gehirn vordringen.

Könnte dies zu Schädigungen führen?

Ich kenne die Arbeit einer Kollegin, die in Mexiko City aufgewachsen ist und dann in den führenden Zentren für Umweltforschung in den USA gearbeitet hat. Sie hat Gehirne von Menschen untersucht, die an Alzheimer gestorben sind. Diese verglich sie mit dem Hirngewebe eines jungen Mannes, der sein Leben lang an einer dicht befahrenen Strasse in Mexiko City gewohnt hatte und dann bei einem Unfall ums Leben kam. Ich werde die verblüffenden Parallelen dieser Hirnaufnahmen nie mehr vergessen. In beiden Fällen zeigten sich dieselben entzündlichen Veränderungen des Hirns – sogenannte Beta-Amyloid-Platten –, die als Vorstufe von Alzheimer gelten. Sehr zugespitzt könnte man daraus folgern, die Luftverschmutzung führe zu Alzheimer.

Steht das fest?

Nein, für den Moment sind das Hypothesen. Aber es stellen sich tatsächlich verschiedene Forscher die Frage, ob die Umweltverschmutzung nicht eine Ursache von Alzheimer sein könnte. Wäre dies der Fall, dann mit grösster Wahrscheinlichkeit durch die Inhalation von Partikeln, die ins Blut gelangt sind und die Blut-Hirn-Schranke überwunden haben.

Quelle: http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/10649/10659/index.html?lang=de