Seit 2005 darf Asbest in der EU weder verarbeitet noch in den Verkehr
gebracht werden, schon seit 1993 besteht innerhalb Deutschlands ein generelles
Asbestverbot.
Asbestfasern können Lungenkrebs, Krebskrankheiten der körperinneren
Bindegewebe - sogenannte Mesotheliome, und eine massive
Lungenfunktionsminderung mit dem Namen Asbestose auslösen.
Theoretisch reicht schon eine Faser, die man einatmet, um nach
Jahrzehnten Latenzzeit den Ausbruch einer solchen Krankheit zu verursachen.
Seit 1978 wurden fast 35.000 tödliche Asbesterkrankungen als
Berufskrankheiten von den Berufsgenossenschaften anerkannt. Jedes Jahr sterben
nach Jahren qualvoller Atemnot immer noch etwa 1500 Menschen an Erkrankungen,
die mit Asbest zusammenhängen.
Fast zwei Drittel aller tödlich endenden Berufskrankheiten in
Deutschland haben Asbest als Auslöser.
Besonders stark betroffen sind Personen, die beruflich häufig
asbesthaltigen Materialien ausgesetzt waren.
Doch Asbestfasern sind auch ein Problem der gesamten Bevölkerung, weil
das "Mineral der tausend Möglichkeiten“, wie es noch bis in die zweite
Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt wurde, in einer Unzahl von Produkten
eingesetzt wurde:
Asbest besitzt ein gutes Isolationsvermögen im Brandschutz, hat eine
hohe mechanische Festigkeit und ist säurebeständig. Bis zu 50 Prozent der
Hausdächer, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, enthalten Asbest.
Auch Fassaden, Fensterbänke innen und außen, plattenartige Verkleidungen von
Lüftungsschächten oder Heizkörpernischen, Dämmungen von Rohrleitungen oder die
Rohre selbst, können vollständig oder teilweise aus Asbest bestehen. Die Fasern
wurden auch in Fußbodenkleber, Farben, Spachtelmassen und zahlreiche andere
Produkte als sogenannte Faserarmierungen untergemischt.
Experten schätzen, dass Asbest in 3000 bis 5000 unterschiedlichen
Produkten eingesetzt wurde.
Der heutige Problemstoff wurde vor allem in der Zeit zwischen 1960 und
1990 intensiv in öffentlichen und privaten Gebäuden verbaut.
Ralf Holtrup, Baubiologe und geprüfter Asbest-Sachkundiger, weiß mehr:
"Nach den in Deutschland allgemein gültigen Technischen Regeln der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
unterscheidet man sogenannte festgebundene Asbestprodukte – auch
Hartasbest oder Asbestzement genannt – und schwach gebundene
Asbestprodukte, meist als Spritzasbest in Industriebauten und öffentlichen
Gebäuden verwendet."
Im Zuge der großen Asbest-Sanierungswelle in den neunziger Jahren wurde
hauptsächlich der schwach gebundene Asbest aus den Gebäuden entfernt.
"Für Produkte aus Asbestzement, mit den Fasern armierten Klebern
oder sonstigen Werkstoffen gibt es leider keine Verpflichtung zur Entfernung.
Erst im Zuge von Umbaumaßnahmen oder Abbrucharbeiten müssen diese
Asbestprodukte dann sachkundig bearbeitet, entfernt und entsorgt werden",
so der Experte.
Oft würden aber nicht einmal die einfachsten Schutzmaßnahmen wie
Baustellenabschottung, Staubabsaugung mit speziellen Filtern oder
Atemschutzausrüstungen genutzt, weil man das Problem gar nicht erkenne.
"So werden dann die gefährlichen Fasern in riesigen Mengen
freigesetzt und verseuchen die gesamte Luft von Zimmern, Wohnungen, ganzen
Häusern und Straßenzügen.
Die umliegende Nachbarschaft wird natürlich auch noch mit beteiligt, ob
die das wollen oder nicht!" so der Baubiologe. " Und
überall, wo der Staub sich absetzt, kann er auch wieder aufgewirbelt werden -
das Problem verschwindet also nicht von selbst!"
Holtrup weiter:"Viele Heimwerker, aber auch kleinere
Handwerksbetriebe sind sich der Gefahren nicht bewusst, aber es gibt auch
Zeitgenossen, die wollen gar nichts wissen, weil sie erhöhte Kosten fürchten,
wenn Asbest gesucht und gefunden wird. Dabei würde keiner so reagieren, wenn es
sich um Bomben mit Zeitzünder handeln würde. Asbestfasern sind aber nicht
anders einzustufen. Asbestinduzierte Krankheiten brechen zwar erst in 30 oder
35 Jahren aus, dann aber sind sie qualvoll und unheilbar!
Wer möchte das aber wirklich riskieren, wenn er heutzutage eine Wohnung
oder ein Haus herrichtet, um fürs Alter oder für die Kinder eine Wertanlage zu
schaffen und zu besitzen?"
Asbestfasern sind ein Tod bringendes Risiko!
Immer dann also, wenn Räume renoviert werden, die älter als 20 Jahre
sind, ist Vorsicht geboten. Der über 20 Jahre alte PVC-Fußboden in der Küche,
der Fliesenkleber im alten Badezimmer, die Jahrzehnte alte Dacheindeckung – in
all diesen Baustoffen kann die todbringende Faser stecken.
Gleich aussehende Produkte können Asbest enthalten, oder auch nicht -
Sicherheit bekommt man nur durch die Laboranalyse einer Materialprobe.
Der probennehmende Baubiologe wird dann auch die richtigen Maßnahmen
zur Gefahrenminimierung kennen und nennen.
"Und sollte man die Arbeiten schon begonnen oder beendet haben,
dann lohnt sich immer noch die Durchführung einer Luftmessung, um mögliche
Gefahren oder die Belastungsfreiheit festzustellen! Das kostet zwar Geld, aber
nicht das Leben.", so der Sachverständige.
Mehr Infos zu Schadstoffen: www.baubiologie-holtrup.de