Press-Spanplatten und OSB-Platten - kann man sie heutzutage
unbedenklich benutzen?
OSB-Platten, auch Grobspanplatten genannt, werden heutzutage im
Bauwesen zunehmend für Ausbaumaßnahmen und auch ganze Gebäudeerstellungen
verwendet.
OSB-Platten (osb für englisch: oriented strand bzw. structural board)
bedeutet: Platte aus ausgerichteten Spänen.
Sie haben damit die normalen Pressspanplatten nahezu abgelöst, die
hauptsächlich noch im Hobby- und Möbelbereich benutzt werden.
In der Öffentlichkeit ist bei allen Holzwerkstoffen immer noch das
Abgabevermögen von Formaldehyd im Fokus der Aufmerksamkeit, obwohl sich daraus
unter normalen Bedingungen kaum mehr Gefahren ergeben.
Probleme für die Gesundheit oder das Wohlbefinden liegen vielmehr heute
in den anderen Bestandteilen der Kleber für die Späne. Da moderne Bauten sehr
luftdicht gebaut werden, kann es zu dauerhaft erhöhten Feuchtebelastungen aus
der Raumluft an den Innenseiten der für die Wandaufbauten benutzten Platten
kommen. Dadurch kann es zu chemischen Reaktionen kommen, die Phenole,
Chloranisole und Chlorkresole aus den Platten ausgasen lassen, es kann zudem
auch zu signifikanten Luftbelastungen mit Isocyanaten kommen.
Diese Umstände sorgen zum einen für erhöhte Werte dieser Stoffe in der
Raumluft, was zu allerlei Krankheitssymptomen führen kann. Im besten Fall kommt
es nur zu dauerhaft vorhandenen unangenehmen Geruchsbelastungen, wie sie von
älteren Fertighäusern bekannt sind. Das allerdings kann so störend sein, dass
ein solches Haus nicht mehr bewohnbar ist.
Ralf Holtrup, Baubiologe aus Warendorf, nennt Fakten zu den
Holzwerkstoffen:
"In Deutschland hergestellte Platten werden in der Regel aus
frischem Rundholz oder Restholz aus den Sägemühlen hergestellt, es gibt aber
auch einige Produkte aus Deutschland und etliche aus dem Ausland, bei welchen
Recyclingholz in unterschiedlichen Mengen verwendet wird, was zu einer
Belastung des Holzes mit Pentachlorphenol führen kann."
"Zur Verklebung der Späne werden Klebstoffe auf Basis von
Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd (MUPF) und PMDI-Klebstoffe, das ist
Polymeres Diphenylmethandiisocyanat, verwendet.
Der Anteil an PMDI überwiegt meist, vor allem aus qualitativen Gründen.
Häufig wird in der Mittelschicht der Platten PMDI eingesetzt und in den
Deckschichten MUPF-Klebstoffe.
PMDI selbst ist frei von Formaldehyd und besitzt eine höhere
Beständigkeit gegenüber Feuchte. Zudem braucht man weniger Klebematerial als
bei MUPF-Klebstoffen.
Allerdings ist es teurer als diese und wird somit nicht überall und
immer benutzt."
Laut Holtrup, der auch eine Beratungsstelle des IBN (Institut für
Ökologie und Baubiologie in Neubeurn) und vom Verein BIOLYSA e.V. betreibt,
kann man sich im Groben bei der Verwendung von OSB-und Spanplatten nach einer
gültigen Norm richten und sollte nicht einfach das erstbeste No-name-Produkt
aus dem Baumarkt kaufen:
"Die Norm EN 300 definiert OSB-Platten entsprechend ihrer
mechanischen Eigenschaften und der relativen Feuchtebeständigkeit in folgende
Klassen:
• OSB/1:
Platten für den Innenausbau (einschließlich Möbel) zur Verwendung im
Trockenbereich.
• OSB/2:
Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Trockenbereich.
• OSB/3:
Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtebereich.
• OSB/4:
Hochbelastbare Platten für tragende Zwecke zur Verwendung im Feuchtebereich.
Bei Platten der Klasse OSB/4 ist der Anteil der PMDI-Kleber am
höchsten, sie bieten somit die geringste Gefahr der Emission von
Geruchsstoffen."
Pressspanplatten werden auch heutzutage immer noch meist mit
MUPF-Klebern hergestellt und können demzufolge in nennenswertem Maße auch
Formaldehyd abgeben.
Bezüglich der Formaldehyd-Emissionen ist in Deutschland nur die Klasse
E1 mit maximal 8 mg Formaldehydausgasung pro 100 g Material zugelassen.
Alle Holzwerkstoffe müssen zudem ein CE-Kennzeichen aufweisen, das
garantiert, dass nicht mehr als 0,124 mg Formaldehyd von einer Platte mit 1 kg
an einen Kubikmeter Raumluft abgegeben wird.
Der PCP-Gehalt (= Insektizid Pentachlorphenol) dieser Luft darf maximal
5 ppm betragen.
Sollte eine Platte mit Holzschutzmitteln ausgerüstet sein, muss Art,
Menge und Einbringverfahren im CE-Kennzeichen vermerkt sein.
Beim Be- und Verarbeiten aller dieser Werkstoffe sind besondere
Schutzmaßnahmen zu beachten, da die Stäube und die Gase bei Erhitzung (z.B.
durch Bohren und Schleifen) gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen
können.
Im Brandfall erzeugen sämtliche mit MUPF oder PMDI verklebte
Holzwerkstoffe Blausäure, das sollte man auf jeden Fall bei der Sanierung von
Brandschäden berücksichtigen!
Generell raten Baubiologen von der Verwendung von OSB-und
Pressspan-Platten ab. Wenn man schon Plattenwerkstoffe benutzen möchte, sollte
man eher Sperrholz oder Mehrschichtplatten kaufen und darauf achten, dass als
Klebstoffe nur Weißleime auf Basis von Polyvinylacetat (PVAC) verwendet wurden.
Nochmals Holtrup: "Da PVAC
ein harmloser Klebstoff ist, er sich im Inneren der Holzplatten bzw. nur
minimal an Sägekanten befindet und somit kaum einer ständigen Befeuchtung aus
der Raumluft ausgesetzt ist, kann man zudem sicher sein, dass es keinerlei
Abbauprodukte gibt, die die Atemluft belasten. Solche Platten gibt es zudem in
Ökoqualität in Öko-Baumärkten zu kaufen!"
Mehr Infos zu Schadstoffen und Schimmelpilzen: www.baubiologie-holtrup.de
Mehr Infos zu Schadstoffen und Schimmelpilzen: www.baubiologie-holtrup.de